Dienstag, 24. Dezember 2013

Tagebuch Z - Der Tag vor Weihnachten

Einen Tag vor Weihnachten. Ich war schon einige Tage im Landesinneren von Chernarus unterwegs..

Zuvor strandete ich an der Küste, mit nichts als den wenigen Klamotten am Leib und einer Lampe mit Batterie in der Tasche. Und Hunger. Und noch mehr Durst. Aber schön war es dort. Die Sonne schien, das Meer rauschte, Vögel zwitscherten. Wenn da nicht diese Grundbedürfnisse wären. In der Ferne war eine große Halle zu sehen. Vielleicht gab es dort was zu essen? Auf dem Weg brachte mich der Durst fast um. Ich nahm einige kräftige Schlucke aus einem Sumpf. Wie sich später herausstellte, hatte ich großes Glück davon nicht krank geworden zu sein. Ich war dem Gebäude nicht mehr fern, da entdeckte mich diese Ausgeburt der Hölle.. In der toten Haut eines früheren Menschen wandelte ein Zombie direkt auf mich zu...
In Panik erhob ich die Fäuste. Tot gegen Leben - Runde 1. Das Leben gewann, wenn auch nur knapp. Denn mein rubinroter, warmer Saft des Selbigen ronn an mir herunter. Mir blieb nichts anderes übrig, als das mir letzte verbliebene Hemd zu zerreißen, um einer behelfsmäßigen Bandage die Blutung zu stoppen. Endlich in der Halle angekommen machte sich Ernüchterung breit; hier gab es gar nichts. Ich schleppte mich die Küstenstraße entlang zur nächsten Ortschaft, fand eine Packung rohen Reis und nahm ein paar Hände voll zu mir. Danach musste ich mich erst einmal ausruhen und schlief ein.
Wach wurde ich in völliger Dunkelheit. Ich sah wortwörtlich nicht einmal die Hände vor meinen Augen und tastete mich durch das Haus auf die Straße. Dort war es ebenso dunkel. Nichts zu sehen... doch.. ein Lichtschein fuhr hastig über das Haus auf der anderen Straßenseite. Von einer Person war nichts zu sehen, nur der Schein der Taschenlampe. Ich hatte Angst. Taschenlampe.. die hatte ich doch auch. Wollte ich mich ebenso verraten? Dafür aber selbst etwas sehen können!? Was hatte ich schon zu verlieren.. Wir trafen uns auf der Straße. Der andere Überlebende hatte nicht viel für mich übrig. Wir leuchteten uns kurz an, dann verschwand er wieder in der Dunkelheit. Doch dann tauchte eine Frau vor mir auf. Sie hatte ihre Taschenlampe verloren und war völlig verzweifelt. Sie wusste, dass Überlebende an der Küste mit einer Taschenlampe erwachen. In dieser völligen Dunkelheit wollte sie nicht mehr leben und bat mich.. sie zu töten! In was für einer Welt war ich gelandet? Aber hätte ich in diesem tiefen Schwarz leben wollen? Nach mehrmaligem Nachfragen tötete ich sie. Prügelte sie mit meinen bloßen Fäusten in die endgültige Dunkelheit. Ich fühlte mich schlecht und gut zugleich. Aber es musste weitergehen. Nachdem sich herausstellte, dass auch alle anderen Häuser der Ortschaft bereits geplündert waren. So fasste ich einen Entschluss: Am nächsten Tag würde ich die Küste verlassen und ins Landesinnere ziehen.

Die nächsten Tage waren gut. Ich fand kleine Orte mit Brunnen, Häusern die noch nicht geplündert waren und.. Ruhe. Kein weiterer Überlebender begegnete mir. Und darüber war ich froh. Zombies waren berechenbar. Man konnte sie umgehen, sich auf einen Kampf vorbereiten oder einfach vor ihnen wegrennen. Meine lebenden Kollegen hingegen waren sprichwörtlich wahnsinnig unberechenbar. Unheimlich ist das Unvorhergesehene. Ich konnte mir warme Kleidung und einen Rucksack aneignen, einen Helm zum Schutz vor Zombies, Nahrung und Getränke.

Und das Beste: Eine Feuerwehraxt. Später fand ich sogar ein Jagdgewehr. Leider ohne die passende Munition, das konnte sich ja aber noch ergeben. Zombies sahen mich schon aus großer Entfernung. Aber ich konnte sie gut beobachten und ihrem Dahinsiechen mit einem kräftigen Axthieb ein Ende bereiten. Gut ausgerüstet machte ich mich auf den Weg zu einem größeren Ort im Westen. Ich hörte, dort gäbe es eine kleine Kaserne.


Auf dem Weg dorthin erreichte mich eine Nachricht, die mich sehr erfreute. Ein guter Freund, Floppy, war am Strand als Überlebender gesichtet worden. In Vorfreude auf einen Partner, dem ich mein Vertrauen schenken konnte, machte ich mich auf den Weg zur Küste. Wir trafen uns nördlich von Chernogorsk, einer der größten Städte. Ihm war der Start weit besser geglückt als mir. Floppy war bereits mit einem Rucksack, Kleidung und Nahrung ausgerüstet. Sogar zwei Patronen für sein Jagdgewehr konnte er sein eigen nennen. Das war goldwert.
Gemeinsam plünderten wir eine nahe gelegene Industrieanlage und entschlossen uns, dem nächsten Flugfeld einen vorsichtigen Besuch abzustatten. Man munkelte, diese Punkte wären von Überlebenden sehr frequentiert. Aber vielleicht ließen sich dort Munition und Waffen finden.
Wir schlichen uns an. Ein freies Feld zwischen dem schützenden Wald und dem Flugfeld kam uns vor wie eine Todeszone. Auch wenn weit und breit niemand zu sehen war. Verhielten wir uns lächerlich übervorsichtig?
Ein Loch im Zaun gewährte uns Einlass auf das Gelände. Direkt dahinter lag ein Schuppen, den wir kurz inspizierten. Wir wollten diesen gerade wieder verlassen, da huschten am Nachbargebäude zwei Gestalten entlang. Unser Puls stieg. Wir warteten im Gebäude. Dann wurden wir entdeckt. Zwei Überlebende mit großen Wanderrucksäcken, Gasmaske und Gewehr auf dem Rücken standen direkt vor uns. Der Puls pochte in den Ohren. Dann wurden wir gefragt: "You wanna play with us?" Englisch mit deutschem(?) Akzent. Floppy beteuerte, dass wir friedlich gesinnt seien. Eine abstruse Situation. Vier Leute in einem Schuppen, jeder in einer Ecke, damit ja der Rücken gedeckt ist. Die Situation entspannte sich. Schließlich war es einen Tag vor Weihnachten. Sie und ich steckten die Äxte weg, Floppy verstaute seine geladene Waffe. Wir hoben die Hände zum Gruß. Laute "Whazzzzuuuup"-Rufe klangen durch den Schuppen. In der Stimme unseres Gegenübers schwang ein Hauch Wahnsinn mit. Ich fragte "So, where are you going to?" Unverständliches Gemurmel. Eine Antwort ließ auf sich warten. Es wurde unheimlich. Dann kam die Antwort des einen anderen Überlebenden bruchstückhaft: " I... I don't know... where we're going to...." Unheil legte sich über den kleinen Schuppen am Rande eines Flugplatzes.... "... BUT YOU ARE GOING TO HELL!" brüllte er, zog seine Axt und stürmte auf uns los. Sein Mitstreiter war mindestens genauso überrascht und hob lediglich die Fäuste. Floppy hat es gleich erwischt. Die Axt war unerbittlich. In böser Vorahnung schaffte ich es aus dem Schuppen. Über das freie Feld in Richtung Wald fliehen? Vor zwei Leuten mit einer M4 am Rucksack? Floppy liegen lassen? Ich drehte mich um, zog meine Feuerwehraxt und schlug, vollgepumpt mit Adrenalin, abwechselnd auf beide Angreifer ein. Der Wahnsinnige brüllte immer wieder "YOU ARE GOING TO HELL!" Seinen boxenden Vasallen erwischte ich mit einem guten Axthieb. Leblos ging er zu Boden. Ich drehte mich hastig um. Vor mir der Typ mit Gasmaske, seine Axt ausholend.... Schwarz. Tot. Ende.

Stunden, Tage, der Sammelei und des Überlebens, vorbei. Die gesamte Ausrüstung so verloren wie das eigene Leben.

Sollten wir je wieder einen Fuß an den Strand von Chernarus setzen, dann als irgendein Überlebender mit nichts als den wenigen Klamotten am Leib und einer Lampe mit Batterie in der Hand. Und Hunger. Und noch mehr Durst. Aber schön ist es dort. Die Sonne scheint...

6 Kommentare:

  1. gold wert - mit leerzeichen. gleich über dem bild wo dein kumpel auf dem dach hockt.

    AntwortenLöschen
  2. http://www.duden.de/rechtschreibung/goldwert

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Http://Www.duden.de/Rechtschreibung/Gold - da steht eindeutig "etwas ist Gold wert" und nicht "etwas ist Goldwert" - der Goldwert ist der Wert von Gold, etwas das Gold wert ist, ist für einen so wertvoll wie Gold. (Beispielsweise ne Mosin mit 2 Kugeln) ;)

      Löschen
  3. Ich hoffe, es kommen mehrere solcher Tagebuch-Einräge... das hat sehr viel spaß gemacht, diesen Text zu lesen.

    Genau soviel Spaß, wie das selber spielen :D

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Dankeschön! Neue kuriose Erlebnisse gibt es auch schon wieder. Ich hoffe, ich finde demnächst Zeit sie "zu Papier" zu bringen :)

      Löschen